Basiserfahrungen zum Erlernen der Kulturtechniken Lesen und Schreiben

Bildungsbegründung:

Lesen und Schreiben zu können sind wichtige Voraussetzungen für die Teilhabe am Leben in unserem Kulturkreis. Um diese Kulturtechniken lernen zu können, brauchen Kinder eine Menge Voraussetzungen, die sie vor der Einschulung im Rahmen von kindergartentypischen Bewegungs-, Spiel- und Beschäftigungssituationen entwickeln können.

Schreiben und Lesen ist das sinnvolle Kombinieren von vereinbarten Symbolen (Buchstaben). Mit Hilfe von Symbolen, die nicht zur Schriftsprache gehören (Piktogrammen), können sich die Kinder schon früh in ihrem Leben orientieren (z.B. Bildsymbol an ihrem Eigentumsfach, selbstgestaltete Symbole am eigenen Handtuchhaken im Waschraum etc.).

(Siehe auch Bildungsbereiche „Sprache“, „Bewegung“ und „Musik und Rhythmik“)

Bildungsziel:

Kinder können differenziert wahrnehmen. Sie erkennen auch kleine Unterschiede bei Figuren. Sie haben das Prinzip von geschriebener Sprache verstanden, d.h., sie wissen, dass bei einer bestimmten Symbolfolge Menschen, die lesen können, immer das gleiche Wort sagen. Sie versuchen Schrift zu imitieren. Sie kennen einzelne Buchstaben ihres Namens. Sie „notieren“ Bemerkenswertes.

Sie können Piktogramme (Bildsymbole) deuten (lesen) und selber über Piktogramme Mitteilungen machen.

Die Kinder sprechen deutlich und akzentuiert. Sie können feine Unterschiede von Worten hören und die dadurch begründete Veränderung des Wortsinnes erfassen (z.B. Kirche und Kirsche, Ofen und offen). Sie können Reimwörter finden. Sie sind geübt im Umgang mit Schreibutensilien (siehe auch Bildungsbereich „Kreatives Gestalten“). Sie können strukturiert und systematisch ein Ergebnis erzielen und dokumentieren. Schreiben

Die Kinder haben eine gute Körperbeherrschung, können längere Zeit aufrecht sitzen, haben Stabilität und Gleichgewicht im Sitzen (Rumpfstabilität, Kraft im Schulter-Arm-Gürtel). Die Kinder haben eine gute Augen-Hand-Koordination, Kraft und Ausdauer für feinmotorische Bewegungen, beherrschen den sog. Drei-Finger-Griff (Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger). Sie können ihre Muskulatur anspannen und entspannen.

Basiserfahrungen zum Lesen und Schreiben in der „Wunderwelt“

In ihren Spielen üben die Kinder viele grundlegende Fähigkeiten beiläufig (z.B. Handgeschicklichkeit, differenziertes Sehen, Symbole erkennen etc.). Durch gezielte Anregungen werden die Fähigkeiten jedoch auch bewusst entwickelt.

Sprache:

  • Mit den Kindern sprechen wir in ganzen Sätzen. Die MitarbeiterInnen achten auf ihre eigene gute Aussprache und die korrekte Satzstellung.
  • Wir führen häufig Gespräche mit Kindern in kleinen Gruppen oder im Zweiergespräch, so dass es zu Dialogen mit uns und / oder den anderen Kindern kommen kann.
  • Wir lesen häufig Bilderbücher, Geschichten und Märchen vor (kleine Gruppen). Damit die Kinder den Zusammenhang zwischen der Schriftzeile und den vorgelesenen Text erkennen, führt die VorleserIn oftmals den Finger unter der Schriftzeile her.

Lesen

 

  • Kinder erzählen und spielen die gehörte Geschichte nach. Sie entwickeln Theaterstücke. Sie sind neugierig auf Bücher und verstehen, das jedes Buch eine „Welt“ enthält, in die sie eintreten können. Sie haben eine positive Beziehung zu Büchern. Sie erkennen Bücher als Fundorte für Wissen.
  • In unserer Bibliothek im Mitarbeiterraum stehen allen Kindern Bücher (und Tonmaterialien) zur Verfügung, die sie auch ausleihen können. Wir berücksichtigen dabei alle in der Einrichtung vertretenen Sprachen.
  • Kinder „diktieren“ den Erwachsenen erfundene Texte, die für sie aufgeschrieben werden und gegebenenfalls z.B. in unserer „WIP“- Zeitung veröffentlicht werden können.
  • Kinder übersetzen gehörte Geschichten in Bildergeschichten.
  • Wir schaffen immer wieder Anlässe, dass die Kinder ihre Geschichten, Theaterstücke und ihre Aufzeichnungen vor „fremden“ Menschen, z.B. Gästen, aufführen und präsentieren können.
  • In unserer „Wunderwelt“ gibt es Leseecken, die wir mit den Kindern gemeinsam gestalten und je nach Bedarf immer wieder verändern und umgestalten.

Differenziertes Sehen:

  • Die Kinder spielen Memorie, Kim-Spiele, Kartenspiele.
  • Die Kinder setzen Puzzles zusammen und stellen selber Puzzles her.
  • Die Kinder vergleichen in der Natur vorkommende Strukturen miteinander (Blattformen, Rindenstrukturen etc.).
  • Die Kinder beschreiben Details an Gegenständen des täglichen Lebens und bezeichnen das Gesehene differenziert.
  • Die Kinder kennen und benennen alle Teile ihres Körpers ( z.B. nicht nur Finger, sondern Mittelfinger, Zeigefinger, Ringfinger etc.).

Arbeiten mit Piktogrammen und Symbolen:

  • Der Einsatz von Symbolen, die den Kindern Orientierungshilfen geben, ist im Kindergarten an vielen Stellen üblich. Kinder haben individuelle Symbole über ihren Handtuchhaken, auf ihren Eigentumsfächern oder ihren Sportbeuteln (gleiche, z.T. selbst hergestellte Bildchen von Gegenständen, die ihnen bekannt sind). Wir geben den Kindern Anregungen, nach einiger Zeit selber Orientierungssymbole zur Kennzeichnung ihres Eigentums herzustellen. Zu einem späteren Zeitpunkt regen wir die Kinder an, die Buchstaben ihres Namens abzumalen und zur Eigentumsbezeichnung zu verwenden.
  • Die Kinder entwickeln Piktogramme/Symbole, um z.B. Kochrezepte für alle Kinder „lesbar“ zu machen.
  • Kinder entwickeln zunehmend differenziertere Piktogramme, um z.B. im Rahmen von entsprechenden Projekten die Wetterlage im Wetterkalender zu dokumentieren.
  • Die Kinder erkennen im Umfeld Piktogramme und können sie verstehen (Hinweise auf WC; Rotes Kreuz als Hinweis auf Krankenhaus/Erste Hilfe; für sie wichtige Verkehrszeichen etc.).
  • Gruppenregeln oder raumbezogene Regeln, die wir mit den Kindern erarbeitet haben, stehen an der Wand des Raumes.
  • Vereinbarungen werden bei Bedarf notiert und von allen Beteiligten „unterschrieben“.

Handgeschicklichkeit:

  • Kinder können mit unterschiedlichen Schreib- und Malstiften, Heften, Blöcken, Ordnern umgehen. Daher stehen ihnen vielfältige Mal- und Schreibutensilien zur Verfügung. Wir regen Kinder an, auch Notizen und Konstruktionspläne aufzumalen.
  • Die Finger und Handgelenke sind beweglich, das Kind kann aus dem Handgelenk Geschickschwingen, Arm- und Handbewegungen sind harmonisch. Die Fingerspitzen können zusammengeführt werden. Dieses wird nicht nur durch das Malen und Werken erreicht, sondern auch durch Tanz, rhythmisches Bewegen (z.B. mit Tüchern und Bändern), Fingerspiele, Musik auf Instrumenten machen etc. Geschick  

 Körperbeherrschung:

  • In den angeleiteten Bewegungsangeboten achten wir darauf, häufig Übungen, Bewegungsspiele, Geräte einzusetzen, die die Stabilisierung der Rumpfmuskulatur, der Schulter- und Armmuskulatur und die Kräftigung der Hände, Finger, Handgelenke zum Ziel hat.
  • Wir machen Lockerungsübungen, Anspannungs- und Entspannungsübungen.
  • Wir bieten vielfältige Anregungen zu Bewegungen zur Raumerfahrung an.
  • Wir bieten Übungen an, bei denen die Körpermitte gekreuzt wird.
  • In Zusammenarbeit mit einer Physiotherapeutin aus der Nachbarstadt führen wir regelmäßig und für alle Wunderweltler ein hochwertiges Rückenschul-Programm für Kinder (vor ihrem Schuleintritt) durch.